So far for now, Old Dampier!

Ich habe beschlossen, das Blog bis auf weiteres zu pausieren. Zwar passiert ja eh schon lange nicht mehr viel, aber es ist an der Zeit, das auch für mich offiziell festzustellen – um mal loslassen zu können.

Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst und an meine Texte; möchte keinen Mist erzählen, und jede einzelne Aussage soll fundiert sein. In den historischen Artikeln stecken Wochen an Arbeit drin. Ich feile ewig lang dran herum, bis ich zufrieden bin. Manchmal lasse ich den Text für eine Weile liegen, um Distanz zu gewinnen, oft fallen mir dann erst Details auf, die noch nicht passen.

Der Angang war immer schwer, aber wenn ich erstmal begonnen hatte zu schreiben, kam ich in einen wunderbaren Flow, der mir eine Menge Befriedigung verschaffte; und das Endergebnis machte mich stolz – und obwohl meine Leserzahlen nicht der Rede wert sind, habe ich doch sehr fundiertes und wertvolles Feedback bekommen!

Aber es war auch harte Arbeit; nächtelang saß ich vor offenen Büchern und Browsertabs, recherchierte und schrieb und musste sehr viele Dinge gleichzeitig im Kopf behalten. Das braucht eine Menge Gehirnschmalz und ja, es kostet auch richtig Kraft.

Und diese Kraft ist es, die mir seit einiger Zeit schon fehlt.

Vor ca. drei Jahren wurde mir eine (zu der Zeit schwere) Depression diagnostiziert. Damit einhergehend eine permanente starke Erschöpfung, körperlich wie mental. Ich bin heilfroh, dass diese Krankheit inzwischen ernstgenommen und anerkannt wird. Man kann offener drüber reden, und ich habe auch viel Verständnis und Unterstützung erfahren, wenn ich es ansprach.

Nach einer sehr guten und hilfreichen Therapie habe ich wieder etwas Resilienz und Stabilität gewonnen; daher hatte ich mir Hoffnungen gemacht, dass ich bald wieder würde schreiben können wie früher. Allein – es geht nicht. Ich kann mich immer noch nicht lange konzentrieren und bin schnell erschöpft und müde. Selbst das Lesen (geschweige denn Studieren) von Sachbüchern fällt mir schwer.

Nachdem mich der WDR letzten Herbst kontaktiert hatte, und nach einem Interview anfragte, bin ich nochmal aktiv geworden, weil ich das unbedingt machen wollte. Habe mich also wieder in das Thema eingearbeitet, neues Material gesammelt, der Redaktion ein Dossier zusammengestellt, und auch den alten Artikel zu dem Thema stark überarbeitet und erweitert.

Das – und auch das Interview selbst – ging insgesamt besser als ich erwartet hatte. Ich wollte den Schwung aus der Aktion mitnehmen und gleich weiter bloggen – aber da stieß ich schnell wieder an meine Grenzen. Ich bin eben doch noch weit entfernt von meiner früheren Normalität.

So haderte ich in den letzten Monaten mit meinem Anspruch, wieder schreiben zu wollen, bis ich irgendwann merkte, dass ich mich damit unter Druck setze, und mir das nicht gut tut.

Deshalb habe ich jetzt entschieden, hier erst einmal einen Strich zu ziehen, das Blog zu lassen wie es ist (insgesamt eine runde Sache, wie ich finde) und es loszulassen. Und an der Erleichterung, die ich empfinde, sehe ich, dass es richtig so ist.

Zum Glück muss ich deswegen nicht untätig herumsitzen, es gibt durchaus noch Beschäftigungen, in denen ich aufgehe, die auch in meinem jetzigen Zustand gut funktionieren und mir viel Befriedigung verschaffen. Das sind vor allem mein Garten und die elektronische Musik! (siehe unten). Auch mit dem Malen und Zeichnen habe ich wieder angefangen. Alles Tätigkeiten, wo es nur etwas Intuition für braucht, wo ich sofort im Flow bin, ohne viel vorbereiten zu müssen.

TAUSEND DANK

Ich möchte gern nochmal einigen Leuten danken, die mich sehr inspiriert haben; die mir gezeigt haben, dass ich offenbar recht gute Arbeit geleistet habe hier; deren Feedback als Fachleute in Geschichte, Kartographie, Bloggen und Wissenschaftskommunikation mir sehr viel bedeutet hat und mich – trotz bis zuletzt sehr bescheidener Klickzahlen – immer wieder bestärkt hat, weiterzumachen.

Florian Freistetter für seinen Blog-Schreibwettbewerb, der von 2014 bis 2018 jährlich stattfand, und durch den ich überhaupt wieder zum (ernsthaften) Schreiben gekommen bin. Dank auch für die ungeheure Inspiration, die seine Artikel – seine ganze Arbeit – immer für mich dargestellt haben. Bis heute bin ich ein treuer Leser und Hörer.

Christian Jostmann, der mir für die Rezension seiner hervorragenden Magellan-Biografie persönlich dankte, worauf sich eine freundliche und für mich sehr wertvolle Korrespondenz entspann.

Ihre Beiträge sind inhaltlich und gestalterisch hochwertiger als vieles, was ich etwa aus Anlass des Magellan-Jubiläums in renommierten Medien gelesen habe.

Ronja vom Buchblog oceanloveR, deren erfrischende Art und Begeisterungsfähigkeit mir immer ein Beispiel gaben, wie schön und inspirierend Bloggen sein kann.

Miss Jones, deren sehr persönlicher Einsatz in ihrem Blog mich immer beeindruckt hat, die mir zeigte, dass man sich auch als Person mit einbringen kann, die mich schon durch kleine Hinweise in unserer kurzen Korrespondenz zu einem besseren Blogger machte.

Martin Herzog von WDR Zeitzeichen, dessen Interviewanfrage für mich einem Ritterschlag gleichkam.

Professor Peter Mesenburg, eine Koryphäe der Kartographie, dessen Arbeit ich schon lange kannte und bewunderte, der auch in der Zeitzeichen-Sendung interviewt wurde, und mich daraufhin sehr freundlich anschrieb, mir Unterstützung anbot, und mir einiges wertvolles Material zu kartografischen Themen zukommen ließ.
Ich hätte sehr gern einen Artikel daraus gemacht, und es tut mir sehr leid, dass daraus nun erstmal nichts wird – ein besonderer Wermutstropfen bei dieser meiner Entscheidung.

Ich habe mir Ihren aktuellen Artikel über Piri Reis angesehen und finde, dass Sie die Entwicklungsgeschichte der Karte und auch die bisherigen Untersuchungen und auch Spekulationen in hervorragender Weise geschildert haben.

Und dann natürlich der Namensgeber dieses Blogs, William Dampier, der auf Freibeuterschiffen per Anhalter um die Welt reiste, ein leidenschaftlicher Globetrotter mit unstillbarer Neugier und einer für seine Zeit bemerkenswerten Weltoffenheit! Lange vor Cook und Darwin war er schon mit dem speziellen „Wissenschaftlichen Blick“ unterwegs, ein hervorragender Naturkundler und Hydrograph, dessen Werke noch für Generationen als maßgeblich galten. Und nicht zuletzt ein spannender Schriftsteller, der mit seinen Büchern das Genre der Reiseliteratur begründete. Er ist wie ein alter Freund, der mich sicher mein Leben lang begleiten und inspirieren wird.

Ja also das wars erstmal. Das Blog bleibt in dieser Form bestehen, die Kommentarfunktion lasse ich offen und freue mich natürlich weiterhin über jeglichen Austausch und Kontakt.

Und vielleicht schreibe ich ja auch irgendwann wieder, aber ich mache mir keinen Druck mehr, das ist für mich entscheidend, und es fühlt sich richtig an.

 

Love & Peace ✌️

Tobias Trebesius aka Dampier


 

PS: Ein paar Hörbeispiele zu unserem Musikprojekt. Ich mache das mit zwei Freunden, wir nennen es Downtempo/Chillout, entspannte Beats für magische Sommerabende. Die Hörerzahlen sind ähnlich wie die Leserzahl im Blog ;-) Man kann das alles nur machen, wenn man sich selbst genug ist, und es aus Freude an der Sache tut.

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